Gedenkveranstaltung auf dem Deportiertenfriedhof in Gurs

Kuppenheim gedenkt den 16 deportierten jüdischen Mitbürgern

Foto: Stadt Karlsruhe / Presse- und Informationsamt

In einer sorgfältig geplanten, geheim gehaltenen und überraschend durchgeführten Abschiebeaktion wurden am 22. Oktober 1940 insgesamt 6.500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland, darunter auch 16 Kuppenheimer Juden, in das französische Gurs deportiert. Mit Beginn des frühen Morgens am 22. Oktober vor 85 Jahren, wurden die jüdischen Mitbürger aus ihren Wohnungen geholt, zu den Bahnhöfen getrieben, in Züge verladen und quer durch Frankreich transportiert. Im Lager mussten die Menschen unter entsetzlichen und unmenschlichen Bedingungen leben. Mehr als 1.000 der Deportierten starben in den folgenden Monaten an Krankheit und Hunger. Einigen gelang es noch, von Gurs zu emigrieren oder befreit zu werden; aber die meisten wurden schließlich nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Gemeinsam mit einer hochrangigen Delegation aus Ministerien, der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, der Evangelischen Landeskirche, der Erzdiözese Freiburg sowie Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft zur Unterhaltung und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs nahmen die Stadträte Barbara Wachsmuth, Achim Fritz und Lothar Kolles sowie Bürgermeister Karsten Mußler an der Gedenkveranstaltung teil.

Vom Agneshaus in Karlsruhe begleiteten Schülerinnen der Fachschule für Sozialpädagogik die Delegation nach Gurs. Die Schule widmet sich seit 20 Jahren diesem düsteren Kapitel unserer Geschichte und hat sich in den vergangenen Jahren vor allem auch mit der Zeitzeugin Hanna Meyer Moses sehr intensiv auseinandergesetzt. Frau Hanna Meyer-Moses war mehrfach in Kuppenheim zu Besuch und hat gemeinsam mit ihrem Sohn Rolf Meyer einen intensiven Kontakt mit der KJG Kuppenheim-Oberndorf gepflegt. Rolf Meyer hat in einem sehr emotionalen Vortrag die tragische Geschichte seiner Familie dargestellt und über das Leben seiner Mutter berichtet. Hanna Meyer-Moses wurde mit 13 Jahren gemeinsam mit ihrer 11-jährigen Schwester Susanne und ihren Eltern deportiert. Hanna und ihre Schwester überlebten, die Eltern starben.

Die Kuppenheimer Delegation hat nach der offiziellen Gedenkfeier auf dem Deportiertenfriedhof am Grab von Nathan Herz in einer Schweigeminute allen deportierten Kuppenheimer Bürgern gedacht.

Foto Stadt Kuppenheim: v. r. Lothar Kolles, Rolf Meyer, Barbara Wachsmuth, Bürgermeister Karsten Mußler und Achim Fritz

Foto Stadt Kuppenheim: Grabstein von Nathan Herz auf dem Deportiertenfriedhof in Gurs

Im „Camp de Gurs“ wurden zeitweise über 20.000 Menschen – vom Säugling bis zum Greis – unter menschenunwürdigen Bedingungen eingesperrt. Die Besichtigung der wenigen verbliebenen Überreste des Lagers war für alle Mitglieder der Delegation sehr bedrückend.

Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, betonte in seiner Ansprache, dass „die Nationalsozialisten ihre Verbrechen nur begehen konnten, weil viele mitmachten; auch, weil weite Teile der Bevölkerung mitliefen, wegschauten und Unrecht duldeten. Fanatische Anhänger und Anhängerinnen, gewissenlose Profiteure, rückgratlose Befehlsempfängerinnen und Befehlsempfänger, aber eben auch „ganz normale“ Männer und Frauen“ so Dr. Mentrup in seiner Ansprache. Die Gedenkfeier hat deutlich gemacht, wie wichtig es gerade heutzutage ist, dass Werte wie Menschlichkeit, Respekt und Zivilcourage von der gesamten Zivilgesellschaft getragen werden müssen. 

Foto: Stadt Karlsruhe / Presse- und Informationsamt

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