Begegnungsreiche Bürgerreise nach Filottrano

Heiterer Stimmung präsentierte sich nicht nur das Wetter, heiterer Stimmung waren auch die 53 Teilnehmer und Teilnehmerinnen unserer Bürgerreise nach Filottrano, die sich gespannt auf neue Erfahrungen auf den Weg in die Region Marken in Mittelitalien unweit von Ancona machten.

Filottrano ist neben dem französischen Raon-l'Étape eine unserer beiden Partnerstädte. Unsere freundschaftlichen Beziehungen zu Filottrano reichen schon bis in das Jahr 1996 zurück, als zusammen mit der Werner-von-Siemens-Realschule eine Schülerbegegnung auf die Beine gestellt wurde. Die Verbindungen zwischen beiden Städten vertieften sich im Laufe der Zeit immer weiter, so dass im Jahr 2007 eine offizielle Städtepartnerschaft begründet wurde, die beide Seiten anlässlich ihres 15-jährigen Bestehens schon letztes Jahr gebührend vor Ort in Italien würdigen und feiern wollten. Doch die Pandemie machte dieser Bürgerfahrt wie auch schon einer anderen früher geplanten einen Strich durch die Rechnung.

Unsere Reisegruppe am Neptunbrunnen in Bologna

Am Mittwoch, 14.06.2023, konnte es dann endlich doch losgehen. Flugs waren zu frühmorgendlicher Stunde alle Koffer verstaut und alle Teilnehmer in den Bus gestiegen. Während der Fahrt wurde uns schnell klar: Auch der Weg ist Teil des Zieles. Kurzweilig wurden wir von unserem Busfahrer Michael mit allerhand Informationen über Orte und topographische Besonderheiten entlang der Strecke versorgt und wir erlebten als Highlight des ersten Anreisetages die Fahrt über den Gotthardpass, von dem aus wir das italienischsprachige Tessin vor uns liegen sehen konnten. Staufrei und zügig ging es dann über Mailand zu unserem Zwischenstopp mit Übernachtung samt geselligem Abendessen nach Modena vor den Toren der Weltkulturerbestadt Bologna.
 
Nur ein Katzensprung war es mit dem Bus am nächsten Tag dorthin. Vom Neptunbrunnen aus starteten wir zu einer Erkundung des Innenstadtkerns unter sachkundiger Anleitung zweier lokaler Reiseführerinnen und hatten so die Gelegenheit, den Palazzo d'Accursio (ein Ensemble an Gebäuden, die unter anderem eine Bibliothek, ein Museum und den Sitz der Stadtverwaltung beherbergen), die Basilika San Petronio und den Palazzo dell' Archiginnasio, erster fester Sitz der ältesten Universität des Abendlandes (Gründung 1088), näher in Augenschein zu nehmen. Im Anschluss an dieses kulturelle Programm schwärmten die Teilnehmer in die vielen Seitenstraßen aus und stärkten sich bei einem Imbiss aus der Palette der lokalen Gastronomie.

Nun stand noch der letzte Abschnitt zu unserem Ziel bevor und gegen 18:00 Uhr erreichten wir unser Hotel in Jesi in den Marken, unweit unserer Partnerstadt Filottrano.
 
Ab dem dritten Tag der Reise erschlossen sich uns die Marken Schritt für Schritt. Es ging ans Meer nach Sirolo, einer kleinen Gemeinde, deren Altstadt an einer Steilküste liegt und einen prächtigen Ausblick auf die vor ihr liegende Bucht bietet. Verführerisch war auch ein Besuch des Marktes, den so mancher Teilnehmer und so manche Teilnehmerin unserer Gruppe nicht mit leeren Händen verließ.
 
Mit dem Bus ging es wieder hinab zum Strand, wo nur wenige Kilometer südlich, in Numana, einige von uns im wörtlichen Sinne baden gingen. Andere zog es in das archäologische Museum und wieder andere in das Zentrum des Ortes. Den Tagesabschluss bildete ein gemeinsames Abendessen am Meer mit landes- und regionaltypischen Gerichten. Die gute und harmonische Atmosphäre, die schon von Anfang an in der Gruppe bestand, bestätigte sich abermals und zeigte sich in der fröhlichen, freundschaftlichen Stimmung auf der Rückfahrt ins Hotel.
 
Der vierte Tag führte uns zum Wallfahrtsort Loreto, dem nach dem Petersdom zweitwichtigsten Italiens. Der christlichen Legende nach wurde das Geburtshaus Marias Ende des 13. Jahrhunderts aus Nazareth von Engeln nach Loreto gebracht, wobei sich das Wort Engel aber wohl eher auf die Kreuzritter mit Verbindung zu einer Familie namens Angeli bezieht, die das Haus ins Abendland brachten.

Loreto, Brunnen vor der Basilika

Im Anschluss daran ging es dann zum Empfang im Rathaus von Filottrano. Bürgermeisterin Lauretta Giulioni, die Beigeordnete für Kultur und Partnerschaften Maria Carla Accatoli und der ehemalige langjährige Vorsitzende des Partnerschaftsausschusses Nazzareno Ciocco hießen die Bürger aus Kuppenheim herzlich willkommen. Unser stellvertretender Bürgermeister Jochen Philipp betonte in seiner Ansprache die Bedeutung von Städtepartnerschaften, um Europa zusammenzuführen und neue Lebensformen kennenzulernen, und überreichte im Namen von Bürgermeister Karsten Mußler eine offizielle Einladung zu unserem trinationalen Jubiläumsfest am 18. November 2023 in Kuppenheim. Damit verbunden war auch der ausdrückliche Wunsch, dass die Filottraneser Stadtkapelle (Corpo Bandistico) und die Jugendabteilung des Fußballclubs (US Filottranese) nach Kuppenheim kommen mögen, wo zusammen mit Jugendlichen aus Raon-l'Étape von zwei international zusammengesetzten Teams ein Fußballturnier ausgetragen werden soll.

Im Ratssaal - von links nach rechts: Bürgermeisterin Lauretta Giulioni, Lothar Kolles, 1. Bürgermeister-Stellvertreter Jochen Philipp, Maria Carla Accatoli, Silvia Lorenzini, Fabrizio Corallini, Jolanda Haist, Nazzareno Ciocco, Uwe Ridinger, Gerhard Heinz

Die Vorsitzenden des Partnerschaftsausschusses, Jolanda Haist und Gerhard Heinz, unterstrichen auch ihrerseits die Bedeutung von Städtepartnerschaften und die Verbundenheit Kuppenheims mit Filottrano, was Nazzareno Ciocco entsprechend für die italienische Seite und auch für sich ganz persönlich bekräftigte.

Im Treppenhaus des Rathauses

Für Sonntagmorgen erklärte sich Pfarrer Martin Sauer bereit, für alle, die es unabhängig von ihrer Konfession wünschten, im Außenbereich des Hotels eine Messe zu lesen. Dieses Angebot wurde von vielen sehr gerne angenommen. Anschließend brachte uns der Bus zur Weltkulturerbestadt Fabriano, einer noch etwas weiter in den Bergen gelegenen Stadt mit ihrem berühmten Papier- und Wasserzeichenmuseum, welches ein Teil der Gruppe besuchte, während der andere einen Rundgang durch die historische Altstadt unternahm.
 
Den letzten Abend erlebten wir in der Tenuta del Viandante, einem Landhof auf den Hügeln der Marken, der auch Feriengäste beherbergt. Die Gastfreundlichkeit und die Bewirtung waren überwältigend. Auch die offiziellen Vertreter der Stadt Filottrano vom Vortag waren zum gemeinsamen Abendessen gekommen und die Planungen zu gemeinsamen städtepartnerschaftlichen Aktivitäten wurden intensiviert. Nazzareno Ciocco bezeichnete unseren Besuch in Filottrano als spinta (Ruck, Anschub) für noch vertieftere Beziehungen und brachte mit dieser Metapher nochmals sein Bekenntnis vom Vortag zum Ausdruck: "Ich liebe Kuppenheim". Die spätabendliche Rückfahrt im Bus zurück ins Hotel verlief in sehr entspannter, geradezu euphorischer Stimmung.

Landschaft bei Montefano

Am Montag, 19.06.2023, traten wir die Rückreise an und erreichten Kuppenheim um Mitternacht. Hoffnungsvoll, dass die Freundschaft unter den Partnerstädten - und dies schließt ausdrücklich auch unsere französischen Freunde in Raon-l'Étape mit ein - weiterhin Bestand hat und ausgebaut wird. Froh darüber, dass wir eine solche Reise unternehmen konnten und als Teilnehmer dieser Bürgerreise in gewisser Weise Botschafter unseres Landes und unserer Stadt sein durften. Wohlwissend, dass wir zu Hause auch Multiplikatoren des Partnerschaftsgedankens sind. Und dankbar allen, die diese Reise möglich gemacht haben. Es waren viele daran beteiligt durch ihr aktives Interesse, durch ihre Unterstützung, durch ihre Mithilfe: Jolanda Haist und Gerhard Heinz, unsere beiden Vorsitzenden des Partnerschaftsausschusses, haben mit unermüdlichem Engagement die Reise vorbereitet und organisiert, uns mit Informationen versorgt, einen reibungslosen Ablauf sichergestellt, die Gruppe betreut und die entsprechenden Kontakte nach Italien für unseren Besuch hergestellt. Beate und Lino Fabris sind während ihres Italienurlaubs für uns in die Marken gekommen und haben gedolmetscht und bei der Abwicklung gar mancher organisatorischer Fragen geholfen. Hans-Joachim Hörig war schon vorher angereist und dank seiner Kontakte und seiner profunden Ortskenntnis konnten wir bei eigens für unsere Gruppe ausgerichteten Abendessen die nationale und regionale Gastronomie kennenlernen und die Vielfalt der italienischen Küche erleben. Unser Busfahrer Michael hat uns mit Ruhe und Besonnenheit selbst über die kleinsten Straßen sicher und souverän chauffiert. Der Stadt Kuppenheim - vor Ort vertreten durch Jochen Philipp, 1. Bürgermeister-Stellvertreter, und zwei weitere Stadträte - gebührt ebenso ein herzlicher Dank. Bürgermeister Karsten Mußler, der an der Fahrt leider selbst nicht teilnehmen konnte, hat diese Reise im Sinne einer Fahrt für Bürger ermöglicht. Die Beziehungen zu unseren Partnerstädten waren und sind der Stadt schon immer ein wichtiges, zu förderndes Anliegen.
 
Die Erfahrung, dass die gesamte Reisegruppe an einem Strang zog und dass sich eine Reisegemeinschaft bildete, die von Rücksicht, Respekt und Freundschaftlichkeit geprägt war, war sehr wohltuend - eine wichtige Basis für den Partnerschaftsgedanken. Wir sind erwartungsvoll gestartet und wir sind mit erfüllten Erwartungen zurückgekommen. Die Pflanze der Gegenseitigkeit und Partnerschaftlichkeit ist es wert, zugunsten aller weiterhin gepflegt und zum Gedeihen gebracht zu werden.

Text: Matthias Weinig, Mitglied Partnerschaftsausschuss
Fotos: Gerhard Heinz, Vorsitzender Partnerschaftsausschuss

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